Wusstest Du, dass wir unser Leben nur zu etwa 5 % bewusst leben und steuern?
Das klingt unglaublich wenig und als ich diese Zahl zum ersten mal gehört habe, konnte ich das auch kaum glauben: 95 % unserer Handlungen, unserer Gedanken, unserer Motive, unserer Worte, unseres ganzen Lebens laufen unbewusst – quasi auf „Autopilot“ – ab.
Nur zu 5 % wirklich „wach“?
Da wäre natürlich die Zeit, die man schläft – hier ist man sicher nicht „bewusst“ unterwegs.
Aber wie oft ist man dann tagsüber quasi auch noch am Schlafen – damit man auf eine so niedrige Zahl kommt?
Forscher behaupten, je mehr sie über das menschliche Gehirn erfahren, umso kleiner würde der Wert dessen, wo wir Menschen tatsächlich „bewusst“ agieren und immer größer wird der Wert, wo wir unbewusst agieren und quasi auf „Autopilot“ laufen.
Ich hatte einmal einen Klienten, der jedes Mal, wenn er kurz davor war, sich in einer Trance zu entspannen, dagegen ankämpfte, weil er unbedingt „wach“ und bewusst bleiben wollte dabei. Ich fragte ihn, was ihm das bringe und er antwortete: Er habe Angst, die Kontrolle zu verlieren. Er habe Angst, wenn er den Zustand der Trance zulasse, dass er dann nicht wieder „aufwachen“ würde. Ich fragte ihn, wie er es schaffen könne, nachts zu schlafen und sagte: „Schlecht, sehr schlecht.“ Das erklärte dann auch die Augenringe, die er hatte, die Konzentrationsstörungen und seine schlechte Gesundheit. Der Zusammenhang war ihm bis dahin nicht bewusst (!) und er merkte, dass das mit dem „Bewusst-sein“ doch etwas komplizierter zu sein scheint, als er bisher dachte.
Unbewusst zu sein ist nicht „schlecht“
Es ist grundsätzlich tatsächlich gar nicht schlecht, unbewusst zu sein und unbewusst zu agieren: Gerade der Schlaf ist ein ganz wichtiges Instrument unseres Körpers, uns auszuruhen und (wie ein Großrechner) auch die Informationen zu verarbeiten, die wir während des Tages gesammelt haben.
Während wir schlafen, durchlaufen wir mehrfach in der Nacht unterschiedliche Phasen von leichtem und tiefem Schlaf. Traumphasen und Ruhephasen und eine Phase, in der unser Körper etwas sehr Interessantes macht: Die sogenannten REM – Rapid Eye Movements – eine Phase, in der wir hinter unseren geschlossenen Lidern sehr schnelle Augenbewegungen machen. Wissenschaftler haben inzwischen herausgefunden, dass diese REM in Zusammenhang stehen mit der Verarbeitung von Informationen, die unser Gehirn gesammelt hat. (Es soll daher tatsächlich helfen, diese REM auch bewusst einzusetzen – also „nachzuahmen“, um sich Informationen während des Tages besser merken zu können.)
Leben auf Autopilot
Auch während unseres täglichen Lebens ist es häufig hilfreich für uns, nicht immer bewusst zu sein und bewusst zu reagieren, zu denken, zu handeln – denn unser Bewusstsein hat nur eine relativ geringe „Rechenleistung“ – während das Unbewusste deutlich schneller ist und oft genug auch „besser Bescheid wissen“.
Und natürlich dürfen wir dabei auch nicht vergessen, dass fast alle unserer lebenswichtigen Körperfunktionen unbewusst gesteuert werden – oder wie oft musstest Du Dich schon daran erinnern, zu kauen oder zu schlucken beim Essen? Zu Atmen? Dein Gleichgewicht zu halten beim Gehen? All diese Dinge werden von unserem Gehirn gesteuert – aber ohne, dass wir es wirklich mitbekommen.
Doch jetzt kommt es: Was wir wahrnehmen und wie wir es wahrnehmen, das geschieht eben auch zu sehr großen Teilen unbewusst.
Der „Bauch“ gewinnt
In zahlreichen Test hat man festgestellt, dass Entscheidungen, die „aus dem Bauch heraus“ – also eher spontan und daher aus dem Unbewussten heraus – getroffen werden, langfristig sinnvoller sind und den Entscheider glücklicher machen, als Entscheidungen, die bewusst nach verschiedenen Kriterien getroffen und gerechtfertig werden mussten.
Ein Versuch des US-Psychologe Timothy Wilson von der University of Virginia Anfang der 1990er Jahre war, einer Gruppe von Studenten Kunstposter zu zeigen, aus denen sie sich eins aussuchen sollten. Eine Hälfte der Teilnehmer sollte zunächst möglichst bewusst über die Bilder nachdenken und die Eigenschaften der Motive und Gründe für ihre Entscheidung beschreiben. Die andere Hälfte sollten sich einfach spontan für eines entscheiden. Im Anschluss schenkte der Psychologe jedem das Plakat, das ihm jeweils am besten gefallen hatte.
Am Ende des Semesters rief der Studienleiter die Studenten an, um nachzufragen, ob ihnen das Poster noch gefiel. Er stellte fest, dass diejenigen, die die Plakate analysiert hatten, mit ihrer Wahl letztlich nicht sonderlich zufrieden waren – während die Spontanentscheider das Poster sogar häufig in ihrer Wohnung an die Wand gehängt hatten und es immer noch mochten.
Nichtsdestotrotz ist es wichtig, unser Unbewusstes immer mal wieder zu hinterfragen und uns bestimmte Dinge bewusst zu machen:
Die Programmierung des Autopiloten
Alle Erfahrungen die wir machen, haben damit zu tun, dass wir aus den Milliarden von Informationen, die um uns herum existieren, immer genau die wahrnehmen (also bewusst werden lassen), die zu dem passen, was unser Unbewusstsein – unser innerer Autopilot – will oder kennt:
- Ob wir uns irgendwo wohl oder unwohl fühlen
- Welche Menschen wir attraktiv finden
- Was wir glauben, tun zu müssen
- Wie wir über uns selbst urteilen
- Was wir wichtig finden
und so weiter und so weiter…
Und genau das sind nicht immer nur „gute“ Erfahrungen und es ist nicht immer zu unserem Vorteil. Die Gründe und Motive für diese Handlungen, Bedürfnisse und Wahrnehmungen sind in der Regel unbewusst.
Doch Unbewusstes möchte irgendwann bewusst werden.
Wenn wir also ähnliche Erfahrungen immer wieder machen – wenn wir immer wieder an dieselbe Stelle geraten an der wir eigentlich gar nicht sein möchten, so hat etwas damit zu tun, dass in unseren Tiefen des Unbewussten etwas ist, das uns gerne bewusst werden möchte. Unser „Autopilot“ bringt uns immer wieder an dieselbe Stelle, so dass wir eine Erfahrung machen, die mit dem zu tun hat, was in uns ist und was „gesehen“ werden möchte.
Wird uns plötzlich bewusst, was wir da tun und warum – ist das Rätsel gelöst und fast immer, wenn wir uns dann bewusst damit beschäftigen und tun, was wirklich zu tun ist, kehrt diese Erfahrung nicht wieder.
Ein typisches Beispiel aus meiner Praxis ist, wenn ein Klient über lange Zeit auf denselben Typ Mann oder Frau abgefahren ist (selbst wenn diese Art Mensch sie/ihn in Beziehungen in den Wahnsinn trieb), bis dem Klienten durch das Coaching plötzlich bewusst wurde, warum das so war. Und danach ist dieser Typus plötzlich gar nicht mehr so interessant…
Wie gut ist Dein Autopilot?
Denk mal über Dein Leben nach und über Situationen, in denen Du vielleicht gar nicht sein möchtest. Fast immer hat es damit zu tun, dass Dein“Autopilot“, Dein „Unbewusstes“ Dich auf etwas aufmerksam machen möchte. Dass es Zeit ist, sich mit etwas zu beschäftigen und vielleicht etwas zu verändern…
Es kommt nicht von außen – es kommt von innen. Wieder und wieder nimmst Du das wahr, was zu dem passt, was in Dir ist.
Pessimistische Menschen nehmen Hiobsbotschaften viel stärker wahr, als gute Nachrichten. Optimistische Menschen machen es umgekehrt und so leben der Pessimist und der Optimist zwar vielleicht im selben Haus oder sogar in der selben Wohnung und dennoch in zwei völlig unterschiedlichen Welten.
Dein Autopilot bringt Dich nie zufällig irgendwo hin.
Wohin hat Dich Dein Autopilot bisher gebracht?
Bist Du genau da, wo Du sein willst oder zumindest auf dem Weg dorthin?
Hast Du das Gefühl, ein gutes, sinnvolles, erfülltes Leben zu führen?
Triffst Du leicht Entscheidungen und sind diese für Dich bisher überwiegen gut und richtig gewesen?
Führst Du eine glückliche, meist harmonische Partnerschaft?
Wenn ja: Herzlichen Glückwunsch!
Falls nicht biete ich Dir gerne Unterstützung an.
Ein wirklich lesenswerter Beitrag, Nina, der nicht nur neugierig macht, was Bewusstsein eigentlich ist, sondern stellenweise sogar Antworten darauf gibt. Das finde ich schön. Bitte mehr solcher Artikel 🙂