Nähe zulassen – das ist eines der Dinge, die bei der Partnersuche sicher hilfreich sind. Allerdings auch ganz offensichtlich eines der Dinge, die vielen Menschen sehr schwer fallen. Und gerade jetzt in Zeiten von „Social Distancing“ noch interessanter sind, als je zuvor. Denn eines ist offenbar sicher: Wir Menschen brauchen Nähe – aber genau so fürchten wir sie offenbar auch.
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Erst neulich sagte wieder eine Teilnehmerin in meinem Seminar „Komm in Kontakt„: „Eines meiner Probleme ist, ich kann nur ganz schwer Nähe zulassen“
Grund genug also, einfach mal näher hinzuschauen, was „Nähe zulassen“ eigentlich bedeutet – und wir wir es schaffen können, ohne Angst haben zu müssen.
Nähe zulassen: Für viele Menschen sind damit unterschiedliche Handlungen und Gefühle verknüpft. Wenn diese dafür sorgen, dass Du Dich nicht verlieben kannst – oder dass andere sich nicht in Dich verlieben können – wäre es ja hilfreich, hier etwas zu ändern.
Nähe zulassen – was bedeutet das eigentlich?
Für mich hat sich in meiner Arbeit und in meinem Leben immer wieder gezeigt, dass Worte Magie sind:
Die Art, wie wir etwas ausdrücken, erzeugt in uns bestimmte Gefühle. Und letztlich ist Sprache daraus entstanden, dass wir einst versuchten, unseren Mitmenschen Gefühle und komplexere Vorgänge verständlich zu machen.
Jetzt ist es quasi umgekehrt: jetzt müssen wir eher versuchen, Nominalisierungen (also Worte für etwas, auf das man nicht zeigen kann – z.B. „Liebe“ oder eben auch „Nähe“) zurück zu übersetzen in „meinen wie dasselbe?„.
Wenn Du Vorgänge und Zustände mit Worten beschreibst, lösen diese Worte Gefühle aus – weil Du bestimmte Erlebnisse oder Vorstellungen damit verbindest.
Wenn Du also sagst: „Ich kann keine Nähe zulassen“, was genau meinst Du mit „Nähe zulassen“?
- Was glaubst Du, passiert in dem Moment – in der „Nähe“?
- Was erwartet der andere von Dir in der „Nähe“?
- Welche Gefahren birgt die Nähe?
- Was könnte passieren?
- Wo ist dabei das „Problem“?
Dieser Artikel kann Dir sehr viel helfen, wenn Du ihn wie ein Coaching verstehst:
Wenn Du das Gefühl hast, dass „Nähe zulassen“ für Dich problematisch (oder sogar gefährlich) ist, dann beantworte Dir zunächst einfach mal die obigen Fragen (mach Dir am besten Notizen dazu – aufschreiben hilft!).
Was stellst Du Dir also vor unter „Nähe zulassen“ – und wo liegt dabei die „Gefahr“?
Dann frage Dich:
Ist es das, was Du darunter verstehst und was die Folgen sein könnten, überhaupt das, was „verlangt“ wird? Sind Deine Befürchtungen realistisch oder übertreibst Du in Deiner Fantasie-Erwartung möglicherweise in dem, was jemand Dir antun könnte oder von Dir verlangt?
Eine Erfahrung aus meiner Coachingpraxis ist:
Wenn wir Vorgänge oder Zustände anders beschreiben – andere Worte finden – dann lösen sie in der Regel auch andere Gefühle aus.
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So könnte es auch mit dem „Nähe zulassen“ sein:
Peter zum Beispiel kam zu mir und erzählte, dass er auch Angst vor Nähe hätte. Ich habe ihm die oben genannten Fragen gestellt. Er beschrieb daraufhin, dass es für ihn irgendwie auch bedeuten würde, dass man alles tun müsse, was der andere wolle. Oder dass man dem Anderen Kontrolle über sich und das eigene Leben geben würde. Erst als er es aussprach bzw. aufschrieb, merkte er, dass das eigentlich „komische Gedanken“ sind.
Vermutlich wird auch von Dir gar nicht verlangt, dass Du Deinem Gegenüber die Kontrolle über Dein komplettes Gefühlsleben gibst. Es wird wahrscheinlich auch nicht so sein, dass der andere direkt all Deine Entscheidungen für Dich trifft, die Luft atmet, die Du für Dich brauchst oder Dich irgendwo „einsperrt“ und Du fortan alles tun musst, was er oder sie will. Oder?
Das sind nämlich so ungefähr die Bilder, die bei Peter und bei vielen meiner Klienten auftauchten, wenn es darum geht, dass sie „keine Nähe zulassen“ können oder wollen. Das sind die Ängste, die dem zugrunde liegen.
Ist es bei Dir vielleicht ähnlich?
Der Angst vor Nähe liegen meist zwei Ängste zugrunde:
Bei vielen Menschen ist es die Angst vor „Bevormundung“ und „Übergriffigkeit“.
Meist haben diese Menschen Eltern oder andere nahestehende Personen, die ihnen immer wieder die Luft zum Atmen nehmen oder nahmen: Durch Vorschriften, gut gemeinte Ratschläge, Kontrolle, Übergriffigkeit oder viel zu viel Einmischung in das eigene Leben.
Oft geht es diesen Menschen so, dass sie diese nahestehenden Personen ja nicht verlieren und nicht vor den Kopf stossen möchten – aber andererseits unter der Einmischung leiden.
Nähe zu diesen bedeutet also Einmischung und Übergriffigkeit – und die kann nur vermieden werden durch Distanz. Aber eben auch nicht zu viel Distanz… und so ist man immer im inneren Konflikt: Man will von der Person geliebt werden, man will aber Einmischung und Übergriffigkeit vermeiden.
Das Missverständnis ist hier, dass der betroffene Mensch glaubt, wenn er „seinen Freiraum“ verteidigt und seine eigenen Entscheidungen trifft, dann verliert er die Liebe des Menschen, der diese „Freiheitsberaubung aus missverstandener Liebe“ anwendet.
Das ist tatsächlich nicht der Fall: gerade Eltern meinen es einfach oft „zu gut“ und/oder haben selbst starke Verlustängste. Diese werden keineswegs damit besänftigt, dass man der „Freiheitsberaubung“ durch verminderte Kommunikation (Schweigen), Lügen und wenig Anwesenheit – sprich: Distanz – aus dem Weg geht. Eher im Gegenteil…
Ein klares Wort – erst an sich selbst und dann an die Person, dass man erwachsen ist und seine eigenen Entscheidungen treffen, seine eigenen Fehler machen will und auch muss, kann helfen.
Mit anderen Worten: Die Angst vor Nähe kann dadurch entstehen, dass man fälschlicherweise gelernt hat, dass Nähe Übergriffigkeit und Einmischung bedeutet – doch in Wahrheit ist es mangelnde Selbstbehauptung und die Fähigkeit Grenzen zu setzen. Wer klar kommuniziert, was er will und was er nicht will, kann ganz viel Nähe zulassen.
Der zweite häufige Grund für die Angst vor Nähe ist der klassische Grundglaubenssatz: „Ich bin nicht gut genug“.
Jeder Mensch weiß um seine Makel und Macken – um alles, was er/sie nicht ist, nicht kann und nicht erfüllt.
Und sehr viele Menschen glauben tatsächlich, dass sie das weniger liebenswert macht. Durch die Prägung unserer Leistungsgesellschaft haben viele Menschen die Angst, nicht gut genug zu sein. Im Berufsleben kann man das durch Weiterbildung und Leistung, Leistung, Leistung meist irgendwie kompensieren. Doch das hilft in der Liebe überhaupt nicht, denn wir können nicht leisten, um geliebt zu werden.
Natürlich haben uns unsere Eltern (hoffentlich) ab und zu gelobt, wenn wir etwas besonderes geleistet haben und (meistens) auch getadelt, wenn wir Mist gebaut oder Anforderungen nicht erfüllt hatten. Aber geliebt haben sie uns währenddessen die ganze Zeit. Viele Eltern konnten das nur leider nicht immer zeigen, weil sie es selbst nie erfahren und deshalb nicht gelernt haben.
Makellosigkeit und Leistungsbereitschaft machen uns nicht liebenswert…
Oft genug sind es gerade unsere Fehler, unsere Unperfektheit und unsere Macken, die uns einander näher bringen und die uns in den Augen eines anderen zu einem ganz besonders liebenswerten Menschen machen.
Die Angst vor Nähe kann also daraus entstehen, dass wir denken: „Wenn der andere merkt, wie ich wirklich bin, mag er mich nicht mehr!“ – aber das ist Bullshit: Überlege mal, wie viele Deiner Freunde nicht perfekt sind und Macken habe – und Du liebst sie dennoch!?
Du hast an niemanden so hohe Ansprüche, wie an Dich selbst. Und niemand hat an Dich so hohe Ansprüche, wie Du selbst. Was Du vermutlich nie gelernt hast, ist Selbstmitgefühl: Die Fähigkeit, Dir zu vergeben, wenn Du erst nach einer Entscheidung schlauer bist und weißt, was Du hättest besser machen sollen, wenn Du gekonnt hättest! 😉
Wie also umgehen mit der Angst vor Nähe?
Ich bin sicher, wenn Du jemanden kennen lernst, dann erwartet er/sie nicht direkt von Dir, dass Du direkt bei der ersten Begegnung all Deine Gefühle, Hoffnungen, Ängste, Träume, Wünsche, Makel und Geheimnisse preisgibst.
Außerdem bin ich ebenso sicher, dass niemand auf die Idee kommt, Dir näher kommen zu wollen, um direkt über Dich zu urteilen, Dich zu dominieren und in Deine Lebensumstände einzugreifen.
Du könntest Dich also fragen:
Warum wollen wir Menschen näher kommen?
Vielleicht, um sie besser kennen zu lernen, um Gemeinsamkeiten zu finden, um sie besser zu verstehen? Wir wollen außerdem so eine Art „Sicherheit“: Wenn ich merke, wie der andere so-und-so ist, dann kann ich besser mit ihm umgehen, ich weiß ungefähr, was mich erwartet.
Und natürlich haben wir auch eine Sehnsucht danach, uns jemandem „nahe zu fühlen“: Es steht für gegenseitiges Vertrauen. Dieses Gefühl von: „Da ist jemand, der kennt mich – und mag mich trotzdem!“ Scherz – aber ich denke, Du merkst worauf ich hinaus will: Wir haben eine Sehnsucht danach, jemandem vertrauen zu können. Jemandem alles erzählen zu können, was wir uns so denken und was wir fühlen. Wir haben aber genau so auch einen Sehnsucht danach, dass man uns vertraut! Wir fühlen uns gut, wenn Menschen sich uns öffnen – es ist gut für unser Selbstwertgefühl: Ich bin es wert, dass jemand anders sich mir zeigt.
Und hier geht es offenbar überhaupt nicht um Manipulation, um Übergriffigkeit, gut genug sein oder ähnliches. Es geht viel eher zum Beispiel um Gemeinsamkeit.
Eine Lösung ist daher „Reframing“
Reframing bedeutet, dass wir dem Begriff „Nähe zulassen“ eine andere Bedeutung oder einen anderer Sinn zuweisen, und zwar dadurch, dass man versucht, die Situation in einem anderen Kontext (oder „Rahmen“) zu sehen. Wir könnten aber auch das, wonach wir uns sehnen, anders ausdrücken:
Worte sind Magie: Du könntest – anstatt „Nähe zulassen zu müssen“ – einfach damit beginnen, Dein Gegenüber „zu sehen“.
Also anstatt auf Deine Ängste zu schauen und Befürchtungen zu haben, was alles passieren oder nicht passieren könnte, könntest Du Dir vornehmen, den anderen wirklich zu sehen und sie/ihn kennen lernen zu wollen.
Du könntest aufhören, über ihn zu urteilen und einfach herausfinden wollen:
- Wie ist der/die so?
- Was gefällt mir an diesem Menschen?
- Was haben wir gemeinsam?
Wenn zwei Menschen sich ineinander verlieben wollen, dann ist es notwendig, dass sie einander „näher kommen“. Doch letztlich bedeutet das ja nichts anderes als, sich voneinander zu erzählen und zu schauen, ob das, was man sich erzählt und was man so will und denkt, irgendwie kompatibel ist.
Wer Angst vor Nähe hat, der hat oft auch Angst, seine Bedürfnisse auszudrücken. Manchmal weil er glaubt, dass der andere dann im Gegenzug Bedürfnisse äußert, die man nicht erfüllen kann oder will. Manchmal aber auch, weil man glaubt, dass der andere die Bedürfnisse nicht erfüllen will oder kann.
Doch eigentlich geht es ja beim Verlieben darum, herauszufinden, ob die Bedürfnisse, die wir haben, zusammenpassen: Ob das, was Du Dir wünschst und was Du gibst zu dem passt, was Dein Gegenüber will und geben möchte.
Und das ist „auf Distanz“ und „in Deckung“ und „ohne Nähe“ ja ziemlich schwierig…
Nähe zulassen ist keine Gefahr:
Nähe zuzulassen bedeutet nicht, dem anderen alles zu erlauben – es bedeutet einfach nur, ehrlich zu sein: Was mag ich und was mag ich nicht? Was kann ich und was kann ich nicht? Was will ich und was will ich nicht? Wovon träume ich? Wovor habe ich Angst.?
Und bereit zu sein, dasselbe vom anderen zu erfahren.
Es ist ein Austausch.
Es bedeutet nicht, sich dem anderen „anpassen“ zu müssen oder ihm/ihr genügen zu müssen.
Wenn Du den anderen wirklich siehst, hörst, wahrnimmst – dann kannst Du anfangen zu sehen und zu spüren, ob er/sie vielleicht genau dasselbe will und mag, wie Du. Du kannst sehen, ob ihr „kompatibel“ seid und das auch zeigen, indem Du ehrlich bist und Dich selbst offenbarst mit dem, was Du willst und magst.
Und falls das nicht der Fall ist:
Es ist nichts schlimmes passiert… im Gegenteil. Du weisst dann, dass Du diese Person von Deiner „Liste potentieller Partner“ streichen kannst – dass ihr nicht so gut zusammenpasst.
Einer von 1000 Menschen passt sehr gut zu Dir.
Also auf zum nächsten – es warten noch 999 andere… 😉
Workshop Komm in Kontakt
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es ist unglaublich, wie du das machst. Wenn ich es selber nicht gemerkt hätte, würde ich es selber nicht glauben. Ich habe die Zusammenführung und treue Ritual bei dir genommen. Meine Frau Sandra und ich hatten 6 Monate eine Krise und sie wollte, dass ich ausziehe. 1 Woche vor dem Auszug hat sich das Blatt gewendet und wir haben wieder zueinander gefunden. Jetzt haben wir wieder eine harmonische und zufriedene Ehe. Man muss einfach Geduld haben und Vertrauen, wo ich bei dir nicht zuerst hatte. danach weiß ich, ich bezahle lieber bei dir das Geld wie die Scheidungskosten. danke und ich werde dich nicht vergesssn. Jürgen
klingt alles plausibel allerdings lasse ich keine Nähe zu weil ich zuviele liebe Menschen aus meinem Umfeld an den Tod verloren habe und jedesmal der „Überlebende“ bin, wenn ich keinen mehr an mich ranlasse, dann kann mich der Tod nicht mehr verletzen!
Lieber Josh, leider ist das ein trauriger Trugschluss, denn auch Du wirst sterben, irgendwann. Das ist ein Teil des „Spiels“: Dass wir nur vorübergehend da sind. Wenn Du denkst, du kannst Schmerz vermeiden, in dem Du dich in die Einsamkeit begibst, dann lass Dir gesagt sein, dass Einsamkeit auf Dauer ein noch viel größerer Schmerz ist. Wenn niemand Dich liebt und Du niemanden liebst.
Hallo Nina,
vielen dank für deinen tollen Artikel.
Es ist immer schwer in einer Beziehung Nähe aufzubauen. Besonders wenn man es von der Vergangenheit noch nicht so zu spüren bekommen hat oder vom Elternhaus.
Deshalb sind deine Tipps sehr toll und helfen wirklich, es zu verstehen und Nähe zuzulassen
Besonders der Satz von dir „Der zweite häufige Grund für die Angst vor Nähe ist der klassische Grundglaubenssatz: „Ich bin nicht gut genug“. “ Das stimmt wirklich, weil viele denken, das die anderen es verdient haben, außer ich.
Jeder hat seine Macken und jeder ist liebenswert.
Vielen Dank für deinen Bericht, auch wenn ich das als Mann sagen muss 😉
LG Stephan
Hallo wirklich informativ geschrieben.Sehr wertvolle Ratschläge für mich,hoffe ich schaffe es auch sie umzusetzen
Danke LG
Sabine