Wenn ich gefragt werde, was ich „beruflich mache“ und dann auch einfach mal raushaue, ich sei „Flirtcoach„, müssen die meisten Leute nochmal nachfragen. Und das nicht, weil ich nuschele… Es scheint, als ob sich das Gehirn gegen den Begriff „Flirtcoach“ sträubt. (Genau deshalb sage ich es ja auch… hihi…)
Wenn Du zum Beispiel schüchtern bist oder wenn Du gerne jemanden kennen lernen möchtest oder wenn Du Dein Selbstvertrauen verbessern wollen würdest oder einfach nur ein schöneres Leben haben möchtest, dann wäre das, was Flirten ist, tatsächlich eine total hilfreiche Möglichkeit dafür.
Es könnte ja sein, dass Du mit dem Begriff Flirten etwas verbindest, was Dich eher abtörnt oder sogar abschreckt, weil Du eine Vorstellung hast, die mit mit dem, was Flirten ist, nur wenig oder sogar überhaupt nichts zu tun hat.
Auch das, was manche männlichen „Flirtcoaches“ darunter verstehen, ist mitunter meilenweit von dem entfernt, was ich meine und was die ursprüngliche Definition des Flirts ausmacht.
Daher ist es doch durchaus einen Artikel wert zu definieren, was Flirten ist:
Die „offizielle“ Version
Der Duden definiert den „Flirt“ wie folgt:
- Bekundung von Zuneigung durch ein bestimmtes Verhalten, durch Gesten, Blicke oder scherzhafte Worte. Beispiel: ein kleiner Flirt
- unverbindliche erotische Beziehung von meist kurzer Dauer; Liebelei. Beispiel: einen Flirt mit jemandem haben
Im Bertelsmann Wörterbuch kann man nachlesen:
Flirt [flœ:t m.] durch Blicke und Worte ausgedrückte Neigung, eine Liebesbeziehung zu beginnen, Liebelei [<engl. flirt ”kokettieren, liebäugeln“, <frz. fleureter ”schöntun“, zu fleurette ”Schmeichelei“, eigtl. ”Blümchen“]
In einem weiteren Nachschlagewerk las ich: „Spielerische Kontaktaufnahme mit mehr oder weniger erotischem Akzent“
Websters Dictionary erklärt in englisch: “To act amorously without serious intentions”
Und Wikipedia erklärt: „Ein Flirt ist eine erotisch motivierte Annäherung zwischen Personen. Dabei wird ein unverbindlicher, oberflächlicher Kontakt hergestellt. Der Begriff Flirt soll auf den Ausdruck conter fleurette zurückgehen, bzw. die Maîtresse Fleurette de Nérac König Heinrichs IV von Frankreich. (…)“
Was können wir daraus ableiten?
Es geht um ein Spiel – ein Spiel, in dem es um Zuneigung geht, ein unverbindliches Spiel in dem auch „erotisches Interesse“ eine Rolle spielt. Es geht um Kontakt und darum, dass es erst mal absichtslos oder oberflächlich ist.
Kurz gesagt, was Flirten ist
Der Flirt ist eine spielerische Herangehensweise um heraus zu finden, ob zwei Menschen sich gut finden und möglicherweise für eine sexuelle Beziehung bereit und geeignet wären – ohne Verpflichtung oder Garantie, dass dies auch tatsächlich ausprobiert oder gar vollzogen werden muss.
Manchmal ist der Flirt sogar nur das „so tun als ob“: So wie Kinder „Kaufmannsladen“ oder „Familie“ spielen, spielen auch manche Erwachsene „Flirt“. Sie wissen, dass sie nicht füreinander „bereit und geeignet“ sind, aber sie genießen es, sich gegenseitig Komplimente zu machen, einander verschwörerisch zuzuzwinkern und einfach Spaß zu haben. Weil es das Leben schöner macht und es toll ist, positives Feedback zu bekommen und zu geben.
Der Flirt ist gewissermaßen ein Spiel mit unserer Sexualität. – ein Wechselspiel von Nähe und Distanz, Attraktivität, Unsicherheit, Macht, Lust und Kommunikation.
Flirten kann unterschiedlich weit gehen: Manchmal bleibt es bei einem Blickkontakt oder einem Lächeln. Und manchmal geht es weiter. Und manchmal wird auch mehr daraus… doch ab dem Moment ist es dann ja auch kein Flirt mehr…
Flirten heißt, Interesse an Menschen generell zu haben, und besonders mit dem Interesse an Menschen des anderen Geschlechts unbefangen und spielerisch umzugehen, ihnen ein gutes Gefühl geben zu können.
Flirten international
In vielen Ländern wie zum Beispiel Frankreich oder Italien gehört dieses Spiel regelrecht zur Kultur – es wird geflirtet was das Zeug hält. Komplimente zu verteilen, das Gespräch mit attraktiven Fremden zu suchen oder den persönlichen Charme auch in „geschäftlichen“ Situationen einzusetzen, ist völlig normal und ein Teil des Lebens.
In Deutschland jedoch ist es eher Sitte, nur zu kommunizieren oder Kontakt zu suchen, wenn es sich gar nicht vermeiden lässt: Die meisten Menschen kommunizieren nur, wenn sie etwas „wollen“. Eine „charmante Begegnung“ zwischen zwei Menschen unterschiedlichen Geschlechts mit einem Augenzwinkern und einem Lächeln gehört hierzulande eher zur Ausnahme. Doch genau das ist es, was Flirten ist und was es ausmacht.
Ein Grund dafür ist sicherlich ein Missverständnis im Zuge der Emanzipation:
Ein italienischer Journalist erzählte mir einmal, dass der größte Unterschied zwischen den italienischen und den deutschen Frauen der sei, dass die italienischen Frauen im Zuge ihrer Emanzipation nicht auf ihre Weiblichkeit verzichten würden. Es sei ihm aufgefallen, dass die deutschen Frauen häufig „Gleichberechtigung“ mit „Gleich sein“ verwechseln würden und dass sie auch mit Komplimenten überhaupt nicht umgehen könnten. Das könnte vielleicht auch der Grund dafür sein, warum die deutschen Männer nicht wüssten, wie sie sich den Frauen gegenüber verhalten sollten.
Ich gebe zu, diese Erkenntnis klingt selbst in meinen Ohren verführerisch, doch ganz so „billig“ ist es nicht. Allerdings stimmt es schon, dass die Entwicklung unserer Gesellschaft der letzten Jahrzehnte für einige Verwirrung gesorgt hat, was das zwischengeschlechtliche Miteinander betrifft. Und genau deshalb gibt es ja auch immer wieder die Verwirrung darüber, was Flirten ist.
Was Flirten nicht ist
- Flirten ist nicht Anmache.
- Flirten ist nicht, jemanden dazu zu manipulieren, dass er einen mag obwohl er gar nicht will.
- Flirten ist nicht, jemanden rumzukriegen.
- Flirten ist nicht, mit psychologischen Tricks jemandem etwas vorzugaukeln, was Du überhaupt nicht bist
- Flirten heisst nicht, dass Du Dich unwohl fühlst.
- Flirten bedeutet nicht, dass Du Dich verstellen sollst.
- Flirten heisst nicht, dass Du etwas unanständiges tust.
Es ist nicht Flirten, wenn Du dumm angemacht wirst oder jemanden dumm anmachst. Es ist auch nicht flirten, wenn Du abends losziehst und einen One-Night-Stand suchst. Anmache, Abbaggern, Abschleppen, Aufgabeln, Pick-up – all das ist nicht Flirten.
Flirten sollte „absichtslos“ sein, das hört man immer wieder – doch es ergibt für viele Menschen keinen Sinn, denn sie haben ja eine Absicht. Und dann fällt wieder das Flirten schwer, also warum sollte man es überhaupt tun?
Warum sich Flirten lohnt
Absichtslos ist nicht wirkungslos!
Der Flirt verfolgt eigentlich keinen anderen Zweck als den Flirt. Doch was bringt das dann?
Ganz einfach:
- Flirten macht Dich kontaktbereit und damit kontaktfreudig.
- Flirten zeigt Dir Deine Wirkung auf das andere Geschlecht.
- Flirten gibt Dir Feedback dazu, wie andere auf Dich reagieren und was gut funktioniert.
- Flirten kann sehr viel Spaß machen und lustige Momente kreieren.
- Flirten macht Dich sympathisch, denn Du lernst besser, andere einschätzen und mit ihnen charmant umzugehen
- Jeder Flirt ist immer auch ein Test: Ein Test, ob Dein Gegenüber dieselbe Wellenlänge hat, wie Du.
- Ein erfolgreicher Flirt macht Dir so gute Laune, dass Du für Stunden attraktiv und anziehend wirkst.
- Flirten kann Menschen in Deiner Umgebung ein gutes Gefühl vermitteln und macht Dich dadurch beliebt.
Was Flirten ist: Sich etwas näher kommen und herausfinden, ob man sich vertrauen kann und sich wohlfühlen, Spaß haben kann.
Es ist so, wie wir als Kinder auch gespielt haben: Wir haben so getan als ob und haben miteinander gespielt. Zum Spaß… und weil es sich gut angefühlt hat. Und weil wir so auch die anderen Kinder kennengelernt haben.
Was Flirten ist? Flirten ist ein Spiel für Erwachsene. Ein Spiel, das sich (richtig gespielt) gut anfühlt und bei dem Du die anderen kennen lernen kannst.
Wie praktisch!
Wie oft ignorierst Du Menschen, die für einen Flirt vielleicht offen oder sogar sehr dankbar wären oder die Dir helfen könnten, besser in diesem Spiel zu werden, nur weil Du entweder ängstlich bist oder der Mensch nicht „Deinem Beuteschema“ entspricht? Oder weil Du glaubst, Du wirst angemacht oder falsch verstanden… wie traurig.
Wenn Flirten etwas ist, dass „unverbindlich“ und „absichtslos“ ist, muss es dann immer jemand sein, den Du auch mit nach Hause nehmen würdest? Warum denn?
Mache doch heute jemandem ein Kompliment oder bring jemanden zum Lachen oder Lächeln, der nicht als Partner für Dich in Frage kommt – und schau mal, ob das nicht auch irgendwie Spaß macht. Denn Du lernst dabei, Deine Wirkung auf andere besser einzuschätzen und zu verbessern!
Die Welt könnte ein besserer Ort sein, wenn wir mehr miteinander flirten würden – denn flirten heisst auch, liebevoll mit einem anderen Menschen umzugehen.
Jetzt, wo Du weisst, was Flirten ist: Willst Du besser flirten können!?
Dann habe ich hier etwas für Dich:
Danke für die sehr erfrischende Sichtweise! Ich selbst verbinde mit Flirten auch eher eine Kontaktaufnahme, die sexuelles Interesse beinhaltet. Ich selbst halte mich mit Flirts zurück, da ich nichts versprechen will, was ich nicht halten kann. Beim Lesen des Artikels kam mir nun direkt ein Kollege in den Sinn, der in einer festen Beziehung ist und dennoch mit jeder neuen Kollegin offensiv flirtet, völlig unabhängig vom Typ oder Alter. Lässt sich die Frau darauf ein, reicht das Verhalten von Necken über intensive Blicke bis hin zu körperlichen Kontakten. Glaubt man gängigen Ratgebern, verspricht dieses Verhalten ein tieferes Interesse an dem Flirtpartner. Mir scheint es allerdings vielmehr seine spielerische Art der Kontaktaufnahme zu sein, um das Eis zu brechen und herauszufinden, wie jemand tickt, da der Umgang später herzlich bleibt, jedoch keine erotische Komponente mehr beinhaltet. So geschmeichelt, wie man sich dabei auch fühlen mag, Missverständnisse sind vorprogrammiert, da den meisten, mich eingeschlossen, nicht direkt klar ist, dass es nicht ums „Abhandeln“ oder ernsthaftes Interesse geht. Die Enttäuschung ist nach anfänglicher Euphorie entsprechend hoch, erst Recht, wenn die nächste neue Kollegin in den Fokus rückt und die Illusion platzt. Hierin liegt wohl auch die größte Schwierigkeit beim Flirt – die unterschiedlichen Erwartungen, die damit verbunden werden. Das verdeutlicht der Artikel ganz treffend!
Ein kleines Problemchen gibt es allerdings. Ich(m) „schlittere“ sehr leicht in Flirts, wenn ich bspw. bei Freunden unbekannte Frauen kennen lerne.
Leider ist es sehr oft so, dass diese dann sehr enttäuscht bis stinksauer sind, wenn sie merken, dass nicht mehr kommt und mich bei einem Wiedersehen völlig ignorieren oder mir sogar äußerst feindselig gegenübertreten.
Soll das wirklich an der deutschen Mentalität liegen?
Hmm… Also ich persönlich kann mit dieser „Joie de vivre“-Einstellung überhaupt nichts anfangen, da sie der Realität null und nichtig entspricht. „Das Leben ist schön, genießt jeden Moment, bla bla bla.“ Menschen, die so denken verweigern die Realität und leben in einer Traumwelt.
Wenn ich flirte und danach passiert nichts weiter, macht das keinen Spaß, sondern senkt das Selbstbewusstsein, da man glaubt, etwas falsch gemacht zu haben, wenn plötzlich auf der Höhe wieder zurückgerudert wird.
Aber Menschen, die Dinge schon erlebt haben und vielleicht sogar noch regelmäßig erleben, haben immer gut reden, andere zu beraten, die das eben noch nicht erfahren haben. Ist ja im Endeffekt nicht deren Problem…
Selbst, wenn es heißt: „Du verpasst nichts, ich hatte nur schlechte Erfahrungen damit.“ Na und? Die Erfahrung war aber trotzdem gegeben. Lieber eine schlechte Erfahrung, als gar keine.
Mich interessiert folgende Situation. Eine verheiratete Frau kommt mit einem Kollegen ins Gespräch. Dabei geht es um einen kommenden Streik auf der Autobahn, der den Kollegen auf dem Heimweg betreffen könnte. Eine Woche später hat sie diesen Kollegen wieder am Telefon und fragt ihn, ob er gut nach Hause gekommen ist. Dabei teilt er ihr flapsig freudig mit, scheinbar geschmeichelt von der Nachfrage, wie sein Rückweg verlaufen ist. Beide lachen dabei.
Ist diese Frage bereits ein Flirt? Ist es nicht irgendwie Interesse, zumal die Frau sich bei ihm gemerkt hat, dass er vor einer Woche einen schwierigen Rückweg erwähnte? Wo ist die Grenze zum Flirten?
Was bin ich froh, dass das Thema Flirten bei mir als unattraktivem Mann keine Relevanz hat. Weder habe ich jemals geflirtet noch bin ich jemals angeflirtet worden. Unwissenheit kann manchmal tatsächlich ein Segen sein.
Man merkt wieder die typisch weibliche angst manipuliert zu werden. Relativ negative sichtweise der autorin wird sichtbar. Deutsche frau halt. Dann importiert man sich halt n paar araber.
Obwohl dieser Kommentar vollkommen dämlich und ausserdem beleidigend ist, lasse ich ihn dennoch zu – möge er ein Mahnmahl sein für alle, die sich manchmal wundern, warum ihnen andere so seltsam begegnen… Es gibt eben auch solche Männer…
@Hjk, auch wenn der Eintrag schon eine Weile her ist: Ich sehe in dem Artikel gar nichts, was nach Manipulationsangst aussieht, und ich finde, die Autorin hat einen ziemlich positiven Blick auf das Flirten. Sie schreibt ja einfach, dass es nett ist, wenn man im Flirt locker miteinander umgehen kann, auch wenn man z.B. eben weiß, dass man nicht zwingend darauf aus ist, jemanden „rumzukriegen“ oder mit jemandem eine Beziehung zu wollen. Wenn man nur flirten dürfte, wenn man es komplett „ernst meint“, wäre es ja sehr schwer zu flirten, also sich überhaupt anzunähern, nette Eigenschaften am anderen festzustellen usw. Sonst kann man ja auch gar nicht wissen, ob man sich möglicherweise „mehr“ vorstellen kann.
Ich denke bei jedem Flirt steckt eine Absicht dahinter. Schließlich möchte man mit seinem Flirt ja auch etwas erreichen.
Der Artikel ist wirklich gut geschrieben.
Ich möchte kurz darauf eingehen, dass durchaus auch viel mit einer Absicht dahinter geflirtet wird. Flirten würde ich durchaus umgangssprachlich auch als „anbandeln“ titulieren, also die Hoffnung dahinter, dass man rausfindet, dass man die gleiche Wellenlänge hat und sich vorstellen kann, dass „mehr“ daraus werden kann. Die Intensität des Flirten kann man dann steigern und weitere Schritte auf das Flirten können folgen. Mir ist nicht bekannt, dass eine Beziehung ohne vorangehendes Flirten beginnt.
Toll und amsüsant erklärt und wieder mal gut recherchiert
Danke Mama 🙂
Freut mich, dass es Dir gefällt!