Ich bin zu ehrlich – und finde keinen Partner?

von | Kontaktaufnahme & Flirt | 0 Kommentare

Vor allem Frauen kommen mit diesem Thema zu mir: „Ich bin offenbar zu ehrlich und Männer kommen damit nicht klar. Dabei sage ich einfach nur ehrlich und direkt, was ich denke.“ Grundsätzlich könne man meinen, Ehrlichkeit sei eine gute und ehrenwerte Eigenschaft – doch kann man auch zu ehrlich sein?

 

 

Jede gute Eigenschaft hat auch Nebenwirkungen

Bist Du zum Beispiel auch ehrlich und sagst offen, was Du denkst? Großartig – so bin ich auch. Und damit habe ich früher massenweise Männer, Freunde, Freundinnen und alles andere vergrault: Ich war nämlich auch oft „zu ehrlich“, wenn ich nicht danach gefragt oder darum gebeten wurde.

Und selbst wenn Du darum gebeten wirst, kann das bei Deinem Gegenüber immer noch schlecht ankommen:

In meinen Büchern und Videos zum Beispiel gebe ich das, was ich erkenne und erfahre ehrlich weiter. Darum geht es ja in einem Ratgeber – doch wenn mein „Rat“ der Realität des Lesers oder Zuschauers widerspricht, wirkt die Ehrlichkeit wie ein Angriff auf seine/ihre persönliche Wahrheit – und wird abgelehnt:

Hier eine solche Reaktion zu „Klartext für Männer. Was Frauen wirklich wollen„.

Man(n) kann ja durchaus davon ausgehen, dass dort beschrieben wird, wie Frauen ticken und was sie wirklich wollen. (Was Frauen wirklich wollen ist übrigens in einigen Dingen etwas anderes, als das, was Frauen sagen, was sie wollen) und möglicherweise ist das etwas anderes, als das, was der Leser sich erhofft hat: 



 

Ehrlich zu sein kommt nicht immer gut an

Nicht jeder will hören, was ein anderer ehrlich zu sagen hat – vor allem nicht, wenn es gegen die eigene Realität geht…

Das ist ganz normal, denn jeder von uns hat seine eigene Realität: Sie besteht aus dem, was wir glauben lernen zu können, aus dem was uns passiert. Und dies wiederum hat sehr viel mehr mit unseren Erwartungen und unserem Selbstbild zu tun, als mit dem, was tatsächlich passiert.

Im NLP ist einer der Grundsätze: „Die Landkarte ist nicht das Gebiet„.

Das bedeutet so viel wie: Das was Du über die Welt glaubst, ist nicht die Wahrheit – es ist nur das, was Du wahrnehmen kannst und die Art, wie Du das, was Du wahrnehmen kannst, interpretierst.

Wenn ich also sage: „Ich sage die Wahrheit.“, dann kann ich immer nur „meine Wahrheit“ sagen. Es ist das, wie ich die Welt wahrnehme und interpretiere. Ich bin also gar nicht unbedingt zu ehrlich, wenn ich ehrlich bin, sondern ich sage das, was ich glaube, was wahr ist und was ich jetzt sagen sollte. Aber das kann meilenweit von dem abweichen, was jemand anders für wahr hält oder hören möchte.

Wenn ich das Beispiel von oben nehme – und in einem Buch darüber schreibe, was Frauen wirklich wollen, dann sollte ich also nicht nur mich selbst gefragt haben, was ich wirklich will… und tatsächlich flossen in dieses Buch die Erfahrungen aus ca. 10 Jahren Coaching und Training sowie die Erkenntnisse aus vielen Untersuchungen und Studien ein. Doch je stärker sich eine „Wahrheit“ von der „eigenen Wahrheit“ unterscheidet, desto mehr neigt man dazu, sie abzulehnen.

Das ist einer der Gründe, warum Ehrlichkeit häufig nicht gut ankommt – denn selbst wenn Du ehrlich bist und (Deine!) Wahrheit sprichst: Sie muss noch lange nicht wahr und akzeptabel sein für Dein Gegenüber, der anderes wahrnimmt und andere Erwartungen und damit eben eine „andere Landkarte“ hat.

Dazu kommt:

Jede Eigenschaft hat eine Über- und eine Untertreibung

Auch wenn Ehrlichkeit eine Tugend ist: Ehrlich zu sein kann auch bedeuten, zu verletzen!

Was, wenn das, was ein anderer ehrlich denkt, etwas ist, das Du nicht hören möchtest oder nicht akzeptieren könntest? Denn auch Männer können zu ehrlich sein und haben damit so schlechte Erfahrungen gemacht, dass sie sehr häufig die Kommunikation nur noch sehr vorsichtig führen:

Viele Frauen sagen mir, dass Männer nicht ehrlich wären. Einige würden sich zum Beispiel einfach nicht mehr melden (sogenanntes „Ghosting“) – anstatt ehrlich zu sagen, warum sie kein weiteres Date wollten.

Doch was, wenn der Grund einer ist, den Du in Wahrheit gar nicht wissen möchtest? Wie würdest Du klarkommen damit, wenn ein Mann Dir sagt: „Das Treffen mit Dir war ganz nett – aber ich habe noch eine andere Frau getroffen und die hat einfach mehr Sex-Appeal als Du.“  Wäre das dann ehrlich oder zu ehrlich oder eben einfach nur verletztend?

Ehrlich zu sein kann bedeuten, taktlos zu sein… oder kritisch – nichts gegen Kritik, aber sind wir mal (zu) ehrlich:

Jeder Mensch heutzutage behauptet doch, er sei kritikfähig – aber eigentlich möchten wir (wenn überhaupt) Kritik nur nach den Regeln des Feedbacks: Sag mir erst drei Dinge, die richtig toll sind und dann darfst Du mir auch eine sagen, die ich besser machen kann….

Und – und das ist das Wichtigste wenn Du keinen Partner findest, weil Du glaubst, dass Du zu ehrlich bist:

 

Wir suchen keine Kritik in der Partnerschaft

Natürlich ist jedem klar: Wenn zwei Menschen zusammen kommen, müssen sie sich auch einig werden, sie sollten ehrlich zueinander sein und es wird auch mal Kritik geben. Es wird vermutlich auf Dauer nicht ganz ohne gehen. Und dennoch ist es doch eigentlich das letzte, was wir haben wollen!

Was wir wollen ist Liebe, Geborgenheit, Wertschätzung, Zustimmung, Aufmunterung, Bestärkung, Zärtlichkeit und natürlich tollen Sex.

Wir alle wollen das: Auch Männer wollen sich mit einer Frau vorstellen können, dass sie Zärtlichkeit, Geborgenheit und Liebe bei ihr finden – Wertschätzung, Zustimmung, Aufmunterung und Bestärkung. Und natürlich tollen Sex.

Doch welcher Mann kann sich das vorstellen bei einer Frau, die so knallhart ehrlich ist und die vor lauter „Ehrlichkeit“ so hart wirkt, dass er dabei glatt vergessen kann, dass sie eine Frau ist, die er begehren und verführen könnte?

Wenn ein Mann beim Kennenlernen das Gefühl hat, dass vor ihm ein Mensch sitzt, der (s)eine starke, ganz persönliche Wahrheit hat und der alles und alle damit vergleicht und daran misst – und dann auch entsprechen „ehrlich“ kritisiert, dann entsteht ihn ihm vermutlich keine Sehnsucht nach Zärtlichkeit und Nähe. Er sieht nicht die Frau, die er begehren, lieben, beschützen und begeistern kann.

Er sieht jemanden, der urteilt, kritisiert und möglicherweise sogar taktlos ist.

Ich hoffe, das war Dir nicht zu ehrlich.

Wenn Deine Wahrheit ist, dass Du als starke selbstbewusste Frau Männer abschreckst, dann kannst Du natürlich bei dieser Wahrheit bleiben. Wenn Du offen dafür bist, ein paar neue Denkanstöße zu bekommen, dann lies meinen Artikel „Mögen Männer keine starken, selbstbewussten Frauen?“ >>>

Wenn Dich dieser Post inspiriert hat, dann teile ihn bitte mit anderen Frauen (und Männern), die ihn vielleicht gebrauchen können. Danke!

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