Beziehungskrise – sind wir noch zu retten oder ist die Trennung unausweichlich?

von | Kontaktaufnahme & Flirt | 18 Kommentare

Tom und Ina stecken in einer heftigen Beziehungskrise: Sie will, dass er zuverlässiger, ausgeglichener ist, öfter Zuhause bleibt, sich einen geregelten Job mit einem festen Einkommen sucht und ihr keinen Grund mehr zur Eifersucht gibt. Er ist Künstler und wünscht sich von Ina mehr Verständnis und Unterstützung: Bei ihm geht es eben hoch und runter – das bringt sein Beruf so mit sich und den will er auf keinen Fall gegen irgendeinen langweiligen Job eintauschen. Er versteht nicht, warum Ina so eine große Sache daraus macht – als die beiden sich kennen gelernt haben, hat sie ihn bewundert dafür.   

Auch wenn ich mich als Coach überwiegend (und am liebsten) Menschen bei der Partnersuche unterstütze, wenden sich auch immer wieder Menschen in einer Beziehungskrise an mich, wie Tom und Ina –  der Partnerschaft in der Krise steckte.

„Ist meine Beziehung noch zu retten oder ist eine Trennung der bessere Weg?“, das ist die Frage, die fast alle Menschen bewegt, wenn sie in einer Beziehungskrise stecken und mit dem Partner nicht mehr zurecht kommen. Oft scheinen die Fronten dann schon so verhärtet und die Situation so verfahren, dass man mit dem Partner schon gar nicht mehr „vernünftig reden kann“.

Und oft genug ist das auch gar keine gute Idee:

Wenn zwei Menschen eine Beziehungskrise miteinander haben, dann basieren die sogenannten „vernünftigen Gespräche“ meistens darauf, dass einer von beiden Recht hat – und der andere nicht. Man streitet sich darum, wessen „Richtig“ das „richtigere Richtig“ ist.

Und das natürlich wechselseitig. Und so geraten sie mit ihrer Beziehung immer weiter in die Krise.

Das „Miteinander reden“ ist dann oft nur ein Dialog, der in unterschiedlichen Varianten ungefähr so geht:

  • „Es geht mir schlecht und Du bist schuld!“
  • „Was? Ich soll Schuld daran sein, dass es Dir schlecht geht? Spinnst Du?“
  • „Nein, ich spinne nicht – siehst Du, und so sorgst Du dafür, dass es mir schlecht geht!“
  • „Aber Du hast mich angegriffen!“
  • „Ja, aber Du hast mir vorher schon weh getan!“
  • „Daran bist Du selbst Schuld!“
  • „Ich? Nein, ich bin hier das Opfer! Und Du bist der Täter!“
  • „Was? Nein, wenn überhaupt dann bin ich hier das Opfer!“
  • „Nein, ich!“
  • „Nein, ich!“

Was ist also der Ausweg?

Wenn es Dir ähnlich geht wie Tom und Ina, können diese Punkte Dir helfen, die Beziehungskrise zu überwinden:

Schritt 1: Warum seid Ihr zusammen gekommen?

Als erstes ist es sehr hilfreich, wenn Du Dir klar machst, warum Ihr überhaupt zusammen gekommen seid. Wie und warum habt Ihr Euch verliebt?

Lies dazu auch:

Warum verliebt man sich? 7 Fakten, die bestimmen ob und in wen wir uns verlieben

 

Denn fast immer verlieben wir uns aus den falschen Gründen:

Wir projizieren unbewusste Bedürfnisse und vor alle deren Erfüllung in den anderen und fühlen uns davon magisch angezogen, ohne genau erklären zu können, warum.

Als Tom und Ina sich verliebt haben, war das ähnlich:

Tom wollte immer Künstler sein – aber er wusste auch, dass das freie Leben als freier Künstler seine Risiken hat. Er träumte davon, bekannt zu sein und nur noch von seiner Kunst leben zu können – doch er hatte auch Existenzängste. Ihm fehlte die Sicherheit und das gute Gefühle einer Grundversorgung und Stabilität.

Ina hingegen hatte sich für ein sicheres – aber auch etwas „langweiligeres“ Leben entschieden: Nach dem Abitur und Studium strebte sie eine Beamtenlaufbahn an. Das war nicht unbedingt ihr Lebenstraum – aber definitiv eine sichere Bank. Sie war zufrieden… dass ihr etwas fehlte, bemerkte sie erst, als sie Tom kennenlernte: Dieses Lächeln, seine Spontanität, seine kleinen Verrücktheiten, diese Kreativität und Freiheit. Das alles faszinierte sie.

Tom und Ina kamen zusammen – und sie wären nie darauf gekommen, dass der jeweils andere etwas repräsentierte, was ihnen fehlte bzw. dass der andere für das stand, was sie sich nicht trauten und nicht leben konnten.

Anfangs ging alles gut: Ina war stolz, wenn Tom Erfolg hatte und in den Zeitungen erschien. Tom war froh, dass Ina da war, wenn es mal ein paar Wochen nicht so gut lief. Doch dann bekamen die beiden ein Baby – und plötzlich wünschte sich Ina von Tom Stabilität – doch das war doch gar nicht sein Part? Die beiden stritten sich immer öfter und machten sich Vorwürfe. Der Satz, der beide ständig beschäftigte, war: „Du verstehst mich nicht!“.

Und beide wären nie darauf gekommen, dass Sie beide Recht hatten damit. Sie verstanden einander nicht – denn sie verstanden sich ja nicht einmal selbst.

Und beide waren zu stolz, um zu erkennen und zuzugeben, was sie im jeweils anderen einmal gesucht hatten.

So kann diese Erkenntnis Dir in einer Beziehungskrise helfen:

Wenn Du in einer Beziehungskrise steckst, finde heraus, was Du in Deinem Partner gesucht hast.

Wofür steht er und was symbolisiert er für Dich?

Ein kleiner Tipp: Es ist wahrscheinlich etwas, das Du früher einmal an ihm/ihr bewundert hast und dass Dich – in einer aus heutiger  Sicht übertriebenen Form – inzwischen wahnsinnig macht.  

Ich erinnere mich, dass einer meiner Ex-Partner sich in mich verliebte, weil ich so „lebendig“ und leidenschaftlich war – und es machte ihn irgendwann wahnsinnig, dass ich so sprunghaft, launisch und aufbrausend war. Doch das waren lediglich die Auswirkungen meiner Lebendigkeit und Leidenschaft – Leidenschaft geht nicht nur in eine Richtung!

Ich erinnere mich, dass ich ich in einen Mann verliebt hatte, weil er so liebevoll und fürsorglich war – irgendwann ging es mir unfassbar auf die Nerven, dass er so ein Weichei und eine Klette war. Oft geraten unsere Beziehungen in Krisen, wenn wir gefordert werden – z.B. weil sich etwas verändert (z.B. ein Kind kommt oder ein Partner verliert sein Einkommen) – aber manchmal ist es auch einfach nur „Desillusion“, die eine Beziehungskrise auslöst.

Es kann daher auch sein, dass Du etwas findest, was Dir ganz und gar unglaublich erscheint:

Viele Menschen, die in ihrer Kindheit von einem Elternteil nicht sehr liebevoll und aufmerksam behandelt wurden, suchen sich zum Beispiel als Erwachsene einen Partner, der das ebenfalls nicht tut. Die Sehnsucht ist in so einem Fall, von einem Menschen, der womöglich emotional nicht sehr zugänglich ist (so wie das Elternteil), dann doch Liebe, Aufmerksamkeit und Zuwendung zu erhalten.

Sei also ehrlich zu Dir und finde heraus, welche ungelebten oder unerfüllbaren Sehnsüchte Dein Partner für Dich repräsentiert. 

 

Schritt 2: Finde Deine ursprüngliche Verletzung

Das schlimmste an einer Beziehungskrise ist, wenn wir verletzt werden durch das, was der Partner sagt oder tut (oder eben gerade nicht tut). Doch diese Verletzung ist nicht real – sie ist eine Enttäuschung, weil nicht das passiert, was wir uns wünschen und doch nicht glauben verdient zu haben.

Tom verstand überhaupt nicht, warum er plötzlich für Ina nicht mehr gut genug war. Kein Wunder: Ina wünschte sich nämlich unbewusst jetzt, dass Tom – wenn das Baby da wäre – ihr die Stabilität geben würde, die sie ursprünglich schon in ihrem Beruf gesucht hatte. Sie ist in Wahrheit ihr Leben lang schon auf der Suche nach Sicherheit und Stabilität gewesen. Auch wenn das Künstlerleben von Tom sie angezogen hatte, weil sie in ihrem Streben nach Sicherheit das Lebendige vermisste. 

Ina war verzweifelt. Sie zog sich zurück – das war das Einzige, was sie gelernt hatte: Rückzug, Kritik, emotionale Kälte. Doch sie würde sich eher die Zunge abbeißen, als zuzugeben, dass sie genau das schon als Kind zwischen ihren Eltern beobachtet hatte.

Tom zog sich auf seine Art ebenfalls zurück: In sein Atelier und in sein Künstlerdasein – er stürzte sich in die Arbeit und war so wenig wie möglich Zuhause. Warum auch – wo ihn dort nur Kritik und Ablehnung erwartete? Auch er handelte zunächst ganz automatisch so, wie er es bei sich Zuhause „gelernt“ hatte. 

Natürlich führte das die beiden erst so richtig hinein in die Beziehungskrise. Sie waren enttäuscht und wütend aufeinander.

Verletzungen allerdings sind nie ganz das, was sie zu sein scheinen. Unsere Partnerwahl aufgrund unserer unbewussten Bedürfnisse und heimlichen Sehnsüchte hat eine gewaltige Nebenwirkung: Wir alle haben aufgrund dieser unerfüllten Sehnsüchte unsere „wunden Punkte“ – ungestillter Hunger aus unserer Kindheit, Traumata und emotionale Schmerzen aufgrund von dem, was uns als Kinder enttäuscht, gekränkt, verletzt und beschämt hat. Und genau die sind häufig auch der „Brennstoff“ für eine Beziehungskrise.

Lies dazu auch:

Warum Du noch nie „den Falschen“ hattest

 

Und unser Partner ist der Mensch, der den salzigsten Daumen auf diesen wunden Punkt legen kann.

Und genau das ist es, was in Beziehungskrisen passiert:

Es ist nicht der Partner, der Dich verletzt – denn die Verletzung war vorher schon da. Der Partner ist nur der „Trampel“, der diese Verletzung triggert.

Eigentlich müssten wir ihm dankbar dafür sein, denn er zeigt uns, wo wir immer noch in unserem Kinder-Ich stecken und darauf hoffen, dass jemand kommt und uns rettet.

Dies ist einer der wichtigsten Schritte in der Heilung einer Beziehungskrise: Dass Du herausfindest, wann diese Wunde wirklich entstanden ist – es ist nicht Dein Partner, der Dich verletzt hat – Du warst bereits verletzt. Du warst bereits enttäuscht. Du hast nur gehofft, dass Dein Partner derjenige sein würde, der diese Wunde ausgleicht. Aber das ist nicht sein Job.

Was dann?

 

Schritt 3: Gib Deinen Gefühlen Raum

Es ist nicht Dein Partner – es ist Deine eigene tiefe Angst, die Du immer wieder verdrängt hast. Es ist Dein verletztes, jüngeres Ich, dass sich mit Deinem Partner streitet und sich so schlecht fühlt. Und das wird immer so weiter gehen, wenn Du nicht erkennst, dass es nichts mit Deinem Partner, sondern mit diesem verletzten inneren Anteil von Dir selbst zu tun hat.

Es gibt unterschiedliche Wege damit umzugehen. Für mich haben sich zwei besonders bewährt:

Ich schreibe Briefe an die Menschen, die die ursprüngliche Verletzung verursacht haben und lasse in diesen Briefen all meine Wut, Enttäuschung, Angst und Verletztheit zu Wort kommen. Natürlich schicke ich diese Briefe nie ab – ich verbrenne sie. Es geht nicht darum, die Menschen anzuklagen, die damit zu tun haben – es geht lediglich darum, den Gefühlen Raum zu geben, sie zuzulassen und sie wahrzunehmen. Sie möchten gesehen werden und ernstgenommen werden, genau deshalb kommen sie ja immer wieder.

Die zweite Methode kommt aus der Gestalttherapie und ist ebenfalls sehr wirksam:

Stell Dir die Menschen, die es mitverursacht haben in einem Stuhl Dir gegenüber vor und lass es raus: Sag ihnen, was sie getan haben. Schrei sie an, wenn es hilft. Stell sie an die Wand. Lass es raus. Gib Deiner Wut und Deiner Enttäuschung und Deiner Verletztheit Raum und sage, was Du eigentlich schon seit Jahren in Dich hineinfrisst.

Stelle fest, wo Du Deinen Partner – wie in einem Theaterstück – an die Stelle bestimmter Personen in Deiner Kindheit gesetzt hast und ihm/ihr dasselbe unterstellt hast, wie diesen Menschen.

Nimm wahr, dass das so nicht stimmt, sondern dass sie es waren – nicht Dein/e Partner/in. Er/sie hat sich nur dafür hergegeben, hat sich angeboten und zur Verfügung gestellt, diese Rolle zu spielen, damit Du Dir dieser Gefühle bewusst wirst.

 

Schritt 4: Vergebung

Wenn Du all das getan hast – und erst dann: vergib!

  • Vergib den Menschen, die diese Verletzung verursacht haben, denn sie konnten nicht anders: Sie selbst waren Opfer ihrer eigenen Ängste, Beklemmungen, Scham und emotionalen Verletztheit.
  • Vergib Deinem Partner und danke ihm, dass er seine Rolle so gut gespielt hat.
  • Vergib Dir selbst, dass Du es nicht früher bemerkt hast.

Wie heisst es so schön? Es gibt immer einen der macht und einen, der es mit sich machen lässt – und das sollte auch Deine Vergebung berücksichtigen. Durch die Vergebung löst Du die emotionalen Verstrickungen und musst nicht beständig Deinen Partner dafür hernehmen, dass er/sie Dich mit den Schmerzen und Themen konfrontiert und Du Deine Beziehung immer wieder in die Krise stürzt.

 

Schritt 5: Tritt Deinem Partner gegenüber

Bitte Deinen Partner um fünf Minuten seiner Aufmerksamkeit. Sage ihm/ihr dass Du nichts willst – sondern nur etwas sagen möchtest und sie/ihn bittest, Dir 5 Minuten zuzuhören. Schreibe Dir zur Not auf, was Du sagen willst: Wenn Du in der Vergangenheit Angst hattest, Deinem Partner Deine Unsicherheit, Verunsicherung, Schwäche, Verletzlichkeit zu zeigen: Das ist der Moment dafür.

Falls Dein/e Partner/in noch nicht bereit ist und stattdessen Dich beschimpft und beschuldigt und seine Sätze mit „Du“ beginnen, wenn er/sie mit Dir spricht: Sag ja dazu.

Ich weiß, das ist das Schlimmste – es klingt wie eine wirklich, wirklich schlechte Idee – aber ich verspreche Dir, es wird sehr viel verändern:

Wenn Dein Partner Dich für etwas beschuldigt, dann fast immer, weil er unter ähnlichen Verletzungen leidet wie Du. Und weil er nicht in der Lage ist, sich daraus zu lösen, muss er Dich immer noch und immer wieder – wie im o.g. Theaterstück an die Stelle des Menschen setzen, der ihn verletzt und enttäuscht hat.

Wenn Du – wie in einem Theaterstück – die Rolle annimmst und ihm/ihr die Gelegenheit gibst, die Emotionen heraus zu lassen – die nichts mit Dir zu tun haben – aber Du nimmst sie an, dann bedeutet das, dass Du sie/ihn annimmst in all seinem/ihrem Schmerz. Ich weiss, Dein Ego und Dein Stolz wollen rebellieren und schreien: „Aber er/sie hat nicht Recht, es ist nicht meine Schuld, ich bin das nicht – ich habe alles getan und alles richtig gemacht.“

Ja, in Deiner Welt ist das so – und in seiner/ihrer ist es anders. Und es geht nicht um Dich. Es geht um die Verletzungen und die emotionalen Schmerzen Deines Partners. Wenn er/sie also das Bedürfnis hat, Dich zu beschuldigen und anzuschreiben, dann stelle Dich zur Verfügung und sage Dir innerlich immer wieder:

„Ich bin Stellvertreter. Er meint nicht mich persönlich – es ist sein/ihr Schmerz, der gehört werden will – ich bin bereit zuzuhören.“ 

Wenn Dein Partner merkt, dass Du da bist und „Dich zur Verfügung stellst“ für seinen/ihren Schmerz, anstatt ihn zu bekämpfen und ihm/ihr zu sagen, dass seine Gefühle falsch sind, wird er/sie das wahrnehmen und sich anders verhalten.

Wichtig ist, dass Du es nicht „erträgst“ und „klein beigibst“, sondern dass Du bewusst und offen wirklich zuhörst und Dir bewusst bleibst, dass es in Wahrheit nicht um Dich geht, aber dass Du Dich Deinem Partner für seinen/ihren Schmerz zur Verfügung stellst.

Wenn Dein Partner bereit ist, Dir zuzuhören, sage ihm/ihr dass Du Deinerseits vieles auf sie/ihn projiziert hast. Sag ihm, welche Wunden und Verletzungen Du hattest und wofür Du sie/ihn „missbraucht“ hast. Bitte sie/ihn um Vergebung dafür.

Wenn Du die Geschichte davon aufgeben kannst, dass Dein Partner der Täter ist und Du das Opfer, dann kann Dein Partner das möglicherweise auch – und ihr könnt aus der Beziehungskrise kommen.

Wenn Du es nicht persönlich tun kannst, tu es in einem Brief.

Sei sicher, dass Du keinerlei Anklage oder Beschuldigung erhebst (nach dem Motto „Aber du hast….“) sondern nur und einzig über Deinen Schmerz, Deine Verzweiflung und Deine Verletzung schreibst.

Erwarte nicht, dass Dein Partner das sofort versteht. Gib ihm/ihr Zeit, das zu verdauen.

Hier ist der Punkt, wo es sich entscheidet, ob ihr die Beziehungskrise bewältigen könnt, oder nicht:

Jede Beziehungskrise entsteht an der Stelle, wo zwei Menschen eigentlich wachsen und heilen könnten, sich aber gegen die Verantwortung und die Erkenntnis wehren. 

Wenn Du die Schritte 1 – 5 wirklich gemacht hast, heisst das, dass Du bereit bist für den nächsten Schritt – raus aus Deinen Mustern und Verletzungen und weiter zu einem selbstbewussten, freien und starken erwachsenen Menschen.

Wenn Dein Partner Dir nicht zuhören will und Dich wieder und wieder und wieder beschuldigt und anschreit – obwohl Du Dich offenbart und Dich im offen und bewusst zur Verfügung gestellt hast, für seinen Schmerz, dann könnte das bedeuten, dass er/sie nicht bereit ist, ihren/seinen Schmerz loszulassen. Er/sie braucht immer noch einen Schuldigen und eine Projektionsfläche.

Dann wäre es tatsächlich sinnvoll, über eine Trennung nachzudenken.

Wenn Dein Partner allerdings beginnt zu verstehen und langsam bereit wird, sich ebenfalls mit seinen echten Wunden und Bedürfnissen zu beschäftigen, habt Ihr genau das geschafft, wofür eine Beziehungskrise gedacht ist: Ihr seid gewachsen.

 

Dann ist es Zeit für

Schritt 6: Verbindet Euch wieder miteinander

Die meisten Coaches, Therapeuten oder Ratgeber empfehlen, viel miteinander zu reden. Ich empfehle in dieser Phase etwas ganz anderes:

Nehmt Euch ca. 15 Minuten Zeit – und redet nicht.

Such Dir wenn möglich passende Musik aus: Musikstücke, die für Euch beide angenehm sind und die auch etwas bedeuten: Vielleicht welche, die ihr kennt in denen es um Liebe und Verzeihen geht. Oder welche die Euch verbinden.

Findet 4 – 5 Stücke – so dass es etwa 15 Minuten ergeben.

Setzt Euch einander gegenüber und schaut Euch in die Augen. Für diese 15 Minuten.

Erinnert Euch daran, wie Ihr Euch kennen gelernt habt. Was Ihr aneinander schätzt und mögt. Was ihr schon miteinander erlebt und voneinander gelernt habt.

Lasst alle Gefühle zu, die in diesen 15 Minuten auftauchen.

Wenn einer von Euch weinen muss, lasst ihn weinen. Auch wenn einer lachen muss oder sogar böse wird – alle ist erlaubt. Nur versprecht Euch, diese 15 Minuten auszuhalten und zuzulassen – ohne zu urteilen. Einfach da zu sein und Euch wirklich anzuschauen, Euch wirklich wahrzunehmen.

Und macht dies jede Woche ein mal und am besten: Für immer.

Klingt das nach viel Arbeit?

Kann sein! Ist es Aufwand? Ja. Erfordert es Mut? Ganz sicher! Lohnt es sich? Auf jeden Fall!

Und es lohnt sich nicht nur, weil Du Dir damit unter Umständen Rosenkriege, Anwaltskosten und eine Scheidung ersparst, sondern auch, weil Dein persönliches Wachstum und Deine Befreiung jeden Aufwand wert ist, denn genau deshalb hast Du Dich in diese Beziehung begeben.

Das wusstest Du nur damals noch nicht.

Du hast Dich aus den falschen Gründen in Deinen Partner verliebt – doch Du könntest aus den richtigen mit ihm zusammen bleiben.

Eine Beziehungskrise ist eine Chance zu wachsen. Du kannst Dich damit aus dem Täter-Opfer-Spiel befreien – wenn Du willst.

Es erfordert Mut und Willen. Und es ist jeden Moment wert!

Ich wünsche Dir alles erdenklich Liebe und Gute!

18 Kommentare

  1. Es ist wichtig, sich an die Gründe zu erinnern, warum man sich den Partner ausgesucht hat. Ein Punkt der eine Beziehung zerstören kann ist in meinen Augen, dass man die Verantwortung für die eigenen Gefühle dem anderen gibt. Man ist immer für sich selbst und die eigene Gefühlswelt verantwortlich.

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  2. Das sind sehr tolle Tipps. Mir gefällt der letzte, 15 Min. schweigen und in die Augen schauen. Das stelle ich mir als ein sehr intensiver Moment vor. Vielen Dank für diese sehr hilfreichen Tipps

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  3. Ich finde das Beziehungsmodel in unserem Land extrem anstrengend.

    Die Zeit des Verliebtseins ist sehr schön, danach ist aber meist der Ofen aus und man muss, je nachdem wieviel zusammen aufgebaut wurde oder Kinder da sind zusammen bleiben – oder man versucht es zumindest.

    Nach meiner Beobachtung klappt das mehr schlecht als Recht. Manche macht es meines Erachtens sogar krank, viele führen ein Doppelleben.

    Ich habe daher schon seit ich denken kann, Angst vor diesem kulturellen Schauspiel, das nach der Liebe kommt.

    Eventuell wenn ich mal 50 bin, obwohl dann könnte Sex ein Problem werden. Frauen ab 40 finde ich sexuell nicht ansprechend.

    Viele meiner Freunde führen sehr gute Ehen, in der Männerrunde höre ich jedoch heraus, dass diese ähnlich denken. Sexuell verlagert es sich bei diesen mit zunehmendem Alter auch immer mehr auf Pornos oder wer es sich leisten kann Sexclubs. Sex mit der Frau an besonderen „Feiertagen“.

    Ich hoffe mein Kommentar ist nicht zu anstößig, aber das sind meine inneren Gedanken zu diesem Thema.

    Wenn sich bei mir eine neue Liebe anbahnt, genieße ich diese. Aber ich bin auch heilfroh nicht verheiratet zu sein und meines Erachtens etwas zusammen halten zu müssen, was längst getrennt ist.

    Antworten
  4. Hallo Nina ,

    Danke dir für den tollen Artikel .
    Bei mir ist es wirklich so daß meine Ehe der meiner Eltern sehr ähnlich ist .Und ich habe es gehaßt in so einer Familie zuleben .
    Mein Mann ist eher passiv aggresiv ,er ist ein guter Mensch.
    Alle würden ihn von außen mit Kußhand nehmen ,aber er lebt eigentlich nicht mit uns .
    Er kommt aus dem Ausland und hat dort alles aufgegeben für die große Liebe.

    Ja,wir waren auf dem ersten Blick verliebt .
    Er ,groß und mit breiten Schultern, der viel Umgezogen war,um seine Familie (Mutter,Geschwister) zuernähren ,der sich damals zuhelfen wußte und für mich ein perfekter Mann war .
    Nachdem er nach Deutschland kam merkte ich das er depressiv wurde .
    Nebenbei erhörte ich ,daß er ja für sie nichts mehr tun konnte .
    Ich bin eine Frau ,die auf ihren eigenen Füßen steht.Ich konnte alles organisieren und habe für ihn so viele Aufgaben abgenommen ,das er sich wahrscheinlich überflüssig vorkam .
    Er hat sich nicht intergriet oder intergrieren lassen .
    Er wurde zu einem passiven Mann ,dem atmen ,essen ,schlafen und Sex haben genügte.Er hatte keine Ziele .
    Er ließ mich im Stich in unserem Leben .
    Als die Kinder noch klein waren habe ich es noch genoßen ,denn er verbrachte sehr viel Zeit mit ihnen zuspielen ,zu kuscheln oder einfach blödsinn machen .
    Aber aktiv was mit den Kinder zu unternehmen oder zuunterstützen war nichts.
    Wir haben ein Haus mit Garten ,außer diesen Bereichen ist er nie mit den Kindern unterwegs gewesen .
    Wenn es Aktivitäten gab dann nur weil ich es voran getrieben habe.
    Nach Jahren staute bei mir die Frust und Wut auf meinen Mann .
    Er war für mich kein „Mann“ mehr sondern ein pubertierender Junge.
    Eigentlich hat er alles in sich ,aber er ist wie gelähmt .

    Ich habe versucht mit ihm zureden aber er mauert und weigert sich zureden .
    Daher bin ich aggressiv geworden so daß ich ihn anschreie ,beschimpfte ,Sex verweigere oder provisiere ,damit er endlich raus läßt.

    Nun ist es so das wir beide resigniert haben ,immer uns in getrennten Räumen aufhalten ,absolut nichts mehr gemeinsam unternehmen .
    Er ist der Auffassung ,er braucht nichts zumachen was er nicht will ,d.h. wenn er nicht mit mir verreisen will, dann soll ich alleine machen .
    Wenn er keine Lust hat mit mir meine Familie zubesuchen, dann soll ich es alleine machen .
    In den vielen Ratgebern lese ich auch sowas ,keiner soll die Bedürfnisse des anderen erfüllen .
    Doch wenn ich auch so handele ,mich nicht interessiert was der Partner sich wünscht ,wie soll denn da eine Partnerschaft entstehen .
    Jede Beziehung besteht aus einem Nehmen und geben ,jeder muss dem anderen entgegenkommen .
    Sonst kann ich doch gleich alleine leben und habe weniger Stress .

    Hast du noch eine Idee wie mann mit mauernden ,sturen Männer reden kann?
    Wie bekommt mann solche Männer aus dem Schweigemodus raus?

    Antworten
  5. Die Tipps zur sinnvollen Überlegung kommen meiner Freundin zu Hilfe, danke! Schon seit langem respektieren die beiden einander nicht und suchen nach der Möglichkeit, einander zu entfliehen. Mir scheint, wenn man zu den Problemen des anderen taub bleibt und dabei keinen Respekt zeigt, hat es keinen Sinn, die Beziehungen fortzusetzen. Die Freiheit kann auch was lernen, vielleicht sogar eine bessere Chance schenken.

    Antworten
  6. Hallo Nina,
    ich stelle mir das Zurückdenken in die eigene Kindheit sehr schwer vor, besonders, wenn man diese verdrängt hat. Ich genoss eine sehr unbeschwerte Kindheit, meine Partnerin dagegen nicht. Bis heute (15 Jahre) weiß ich immer noch nicht alles. Soll ich sie auf diesen Artikel aufmerksam machen, oder bedränge ich meine Partnerin damit? Ich bin wohl der, „der es mit sich machen lässt“, bin dann dadurch immer zur Frustbewältigung auf die ganze Welt sauer. Das sieht man mir dann auch an, leider 🙁

    Ein wundervoller Artikel, da sollten sich manche Psychologen ein Beispiel nehmen.
    LG

    Antworten
    • Hallo Nina,
      was ist, wenn gar nicht der Partner den Finger auf meine Wunden legt, sondern Eltern und Ex-Partner und was wenn ich es nicht schaffe meinem Partner zu erklären, wie ich mich fühle und wie sehr es mich verletzt. Es ist als sprechen wir verschiedenen Sprache, die der jeweils andere nicht versteht.

      Ein toller Artikel. An der einen oder anderen Stelle hat es mir sehr geholfen. Dank.

      VG Lilly

      Antworten
      • Liebe Nina,

        besonders das Beispiel von Tom und Ins hat mir sehr geholfen, da auch mein Partner Musiker ist und ich genau wie Ina, ihn für diesen Lifestyle sehr bewundert habe, als wir zusammen gekommen sind und es mir jetzt sehr schwer fällt ihn kommen und gehen zu sehen und manchmal auch unregelmäßig mit ihm Zeit verbringen zu können und wir beide große Erwartungen an die Zeit die wir miteinander verbringen haben. Durch Kindheitstrauma habe ich große Angst vorm Alleinsein und zurückgestoßen zu werden und habe diese Ängste stark auf ihn projektiert was ihn immer weiter von mir weg treibt und ich nur noch mehr klammere aber ich werde die Schritte nun einbinden damit wir aus unserer Krise herauskommen und ich den Fokus wieder auf mein eigenes Leben zurück lege. Vielen Dank!

  7. Kann man das auch für eine Beziehung anwenden, wenn man erst ein halbes Jahr zusammen ist?

    Antworten
  8. Ein sinnvolles Rezept, um die Beziehungen wiederaufzubauen! Dies soll meinem Bruder helfen, seine Familie zu retten. Zum Stolperstein wurde bei ihnen die Wohnung, warum die beiden noch in einem Raum leben. Danke schön!

    Antworten
  9. Hi Nina, doofe Frage, aber wie geht die Geschichte mit Ina und Tom zu Ende?
    bis auf das baby könnte das meine story der letzten 5 Jahre sein.

    Antworten
    • „Zu Ende“ geht jede Geschichte irgendwann mal – in diesem Fall allerdings gab es eine Versöhnung.

      Antworten
  10. Hallo Nina,

    Super Artikel zum Thema Beziehungskrise. Besonders den Tipp, herauszufinden was man in seinem Partner gesucht hat, wofür er steht und was genau er für einen Symbolisiert finde ich persönlich sehr hilfreich. Liebe ist keine Selbstverständlichkeit. An dem Fortbestehen von Liebe muss man als Paar arbeiten. Es hilft auch nichts, wenn nur einer von beiden dazu bereit ist. Deswegen sollte man sich als Paar gemeinsam darüber im klaren werden.

    Liebe grüße und gutes Gelingen

    Melanie

    Antworten
  11. Und dann? Trennen oder bleiben?

    Antworten
    • Liebe Barbara, ich war leider noch nicht fertig mit Artikel, als Du ihn schon gelesen hast. Ich hatte ihn versehentlich veröffentlicht. Jetzt ist er fertig.

      Antworten
      • Vielen Dank, Nina. Ein wirklich guter Artikel. Ich muss schauen ob ich das mit meinem Partner hinkriege…

      • Viel Erfolg!!!

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